Ankunft in Tamale

Nach einem Temperaturschock von angenehmen 20 Grad im Bus auf ca. 35 Grad Aussentemperatur, empfingen uns unsere Kontaktpersonen von InterAct Inusah und Majojo am Busbahnhof. Natuerlich waren es nicht die einzigen die uns bei unseren Rucksaecken "behilflich" sein wollten und wir hatten wiedermal eine riesige Menschentraube um uns herum. Nachdem unsere 2 Guards uns dann bisschen Platz gemacht haben, in ein Taxi setzten und wir nach 12h Fahrt endlich bei unserer Familie angekommen sind, war es gegen 10:30 p.m. und stockdunkel. Die Klamotten waren schweissgebadet, die Nerven lagen blank und zu allem Uebel wollten erst mal ALLE (d.h. ca. 20-25 Personen) die "Zelemingas" (Weissen) willkommen heissen. Unser Gastvater Mr. Karim hatte noch versucht uns eine Introduktion aller anwesenden Personen zu geben, doch wir waren wirklich nicht mehr aufnahmefaehig. Nach diesem Tag waren wir sogar froh, ueber eine einzelne Schaumstoffmatratze, welche Mutter-Seelen-allein in unserem Zimmer lag :)

Unser erster Morgen in Tamale begann, wie eigentlich bis jetzt jeder Morgen. Es gab ein reichhaltiges Fruehstueck, bestehend aus suessem Weisbrot, 2 fettigen Eiern und einer Tasse schwarzen Tee der einen umhaut... Ob das auf Dauer gesund ist??? Wir glaubens nicht!!

Spaeter fuhren wir mit Inusah und Majojo ins Zentrum um die Stadt zu besichtigen und ein Ghanaisches Konto zu eroeffnen. Nachdem wir doch eher einen schlechten Eindruck von Accra hatten, waren wir echt darauf gespannt, was uns hier erwartet. Es heisst: "Wer Accra nicht mag, wird Tamale lieben." Und dieses Sprichwort koennen wir nur bestaetigen. Die Innenstadt ist nicht so gross und daher sehr ueberschaulich. Es gibt einen grossen zentralen Markt, eine grosse Moschee und ein Culture-Centre wo man als Tourist wirklich alles an traditionellen Sachen hinterhergeschmissen bekommt. Auch wenns oftmals Preise fuer "Weisse" sind und man nicht beim ersten Mal Ja sagen sollte. Alles andere drum herum sind groesstenteils kleine Bretterbuden und wandernde Marktstaende in Form von Frauen, die alles moegliche auf ihrem Kopf zum Verkauf anbieten. Es gibt saftige Orangen, Trinkwasser in Tueten, bis hin zu fettigen Teigbaellchen.

Tamale ist eine laendliche Kleinstadt mit 2 Gesichtern. Zum einen ist sie Hauptstadt der Northern Region und somit zentraler Handelspunkt aller umliegenden Staedte. Zum anderen ein total verschlafenes Nest, welches kompl. von den Frauen unterhalten wird. Die meisten Maenner sitzen tagsueber im Schatten, relaxen, schlafen oder spielen traditionelle Spiele. Die Frauen hingegen, haben entweder einen Stand auf dem Markt, kuemmern sich ums Kochen/Putzen/die Familie oder fungieren eben als wandernde Marktstaende... Sie verkaufen sogar FlipFlops aus grossen Metalleimern, welche sie immer Griffbereit auf ihrem Kopf balancieren :)

Leider ist das mit dem Konto nicht so einfach wie wir uns das vorgestellt haben. Uns fehlt ein Schreiben, welches man allerdings nur bekommt, wenn man laenger als 1 Jahr in Ghana bleibt. Und um uns diese doch sehr simple Information geben zu koennen, hat das Personal ganze 3h und 2 auf Englisch ausgefuellte Formulare benoetigt...That`s Africa!!!!

Spaeter am Tag trafen wir durch Zufall noch Steffi in der Stadt. Eine weitere Freiwillige, die uns bei der Orientierung ein bisschen unter die Arme griff und uns alles wichtige in der Stadt gezeigt hat. (sie ist ein Frankfurter Maedel :)) Nachdem uns in der Stadt allerdings um 06:00 p.m. die Dunkelheit ueberraschte, fuhren wir schliesslich nach Hause, wo wir das erste traditionelle Essen bekamen. Es gab Yam (schmeckt wie Kartoffeln, sieht aus wie ne grosse Zuckerruebe) und Stue (ein Mix aus Tomate, Sauce und versch. Gemuesesorten). Leicht scharf und echt lecker. Tja und spaeter, fuer ghanaische Verhaeltnisse total unueblich, sassen wir abends nach dem Essen noch mit der gesamten Familie zusammen und haben uns naeher kennengelernt.

Nach mehrmaligen Aufwachen durch Gebetgesaenge (hier in Tamale gehoeren bestimmt 90% aller Bewohner dem islamischen Glauben an und muessen somit 5x am Tag beten. - Start: 04:00 a.m.) starteten wir in den zweiten Tag, welcher sich als guter Tag entpuppen sollte. Zum einen wurden die Wasser-Pipelines geoeffnet und wir konnten zum ersten Mal, seit wir in Ghana sind, eine Dusche von oben geniessen. Und auch wenn sie nur kaltes Wasser hergab war es einfach mal wieder ein sau gutes Gefuehl. Ausserdem sind wir abends das erste Mal in einen afrik. Diskothek tanzen gegangen.

...Es war schoen zu sehen, wie einfach eine Diskothek aufgebaut sein kann. Hier geht es hauptsaechlich ums Tanzen(das koennen die Afrikaner)und nicht ums Saufen. Dementsprechend nassgeschwitzt kamen wir nach 4 Stunden tanzen aus der Diskothek.Es ist normal, dass an einem solchen Abend selbst Jeans so feucht sind, dass man sie locker auswringen koennte.
Zu unserer Ueberrschung stellten wir auf unserem Heimweg fest, dass weit und breit keine Lampe brennte und man somit eine wunderschoene Aussicht auf die Sterne hatte. - es war "Lights Off"-
Alle 4 Tage wird der Strom abends bis zum naechsten Morgen abgestellt.

Unsere Gastfamilie besteht aus Mr. Karim (Gastvater), seiner Frau Raffia und drei Kindern. Es sind zwei Toechter, Matchida (17 Jahre)und Nabila (9 Jahre)und Sohn Sherief(15 Jahre).
Das Haus von Mr. Karim ist fuer ghanaische Verhaeltnisse sehr gross, sodass ausserdem die Familie seines Bruders, sowie 6 andere Schueler dort Platz finden.
Genau wie wir hat jeder seinen eigenen Bereich, in den er sich zurueckziehen kann.
Bei so vielen Leuten unter einem Dach ist immer was los.

Langsam ist es nichts mehr besonderes, wenn herumstreunende Ziegen, Laemmer oder Huehner sich in unserem Innenhof auf die Suche nach etwas zu Fressen machen. Man weiss aber nie, ob die Ziege, die man gerade aergert, vielleicht am Abend im Kochtopf landet...hier ist alles moeglich!

Nach den ertsen aufregenden Tagen fing die Langeweile an uns zu quaelen, sodass wir uns den Kopf ueber neue Hobbys zerbrochen haben. Schliesslich kauften wir uns verdammt stabile Hollandbikes(ca. alle 4 Tage zur Reperatur )und man beachte joggen ist fuer uns kein Fremdwort mehr. Also heisst es nun 3 mal pro Woche halb sechs ab zum joggen und hin und wieder mal eine kleine Tour mit den Bikes!
Unser momentanes Problem ist, das der Satz - Tamale: its hot, its busy, its dusty and there is not much to do - voll zutrifft.
Hinzukommend ist unser Schulprojekt nicht gerade erfuellend, da wir an einer Junior High School arbeiten und die Schueler (zwischen 12 und 16 Jahre) besseres Englisch sprechen als wir. Das macht es nicht gerade leichter zu unterrichten. Aufgrund dieser misslichen Lage versuchen wir zur Zeit unser eigenes Projekt, in Form eines Computerraums, zu verwirklichen.

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